Matthias Olbrisch
Ein Mann, der malt! So bezeichnet sich Matthias Olbrisch lieber, als dass er sich als Künstler sieht.
„Das, was ich aus mir herauslasse und umsetze in Form und Farbe, ist ganz emotional; es unterliegt weder einer willentlichen Absicht noch einer vorher durchdachten Themenvorgabe. Ob dies nun Kunst im eigentlichen Sinne ist, überlasse ich den Kunst-Sach-Verständigen.“
Matthias Olbrisch möchte dem Betrachter seiner bunten Fabelwelten und deren Treiben kein Thema und keine Bezeichnung aufzwingen. Jeder soll für sich die Freiheit haben, darin seine eigenen Fantasien zu entdecken und zu entfalten. Im Nachhinein fallen ihm manchmal jedoch Bezeichnungen zu seinen vollendeten Werken ein, die augenscheinlich keinen direkten Bezug zum Bild haben, jedoch die darin ausgedrückte Stimmung widerspiegeln.
Sein geschultes Auge, das jedes auch noch so kleine Details minutiös erfasst, lässt sich sicherlich auf seine frühere Tätigkeit als Fotograf und Kameramann zurückführen. Der tiefe Blick, der in seinen Werken steckt, stammt hingegen aus seinem Herzen. Wie einst im „kleinen Prinzen" umschrieben, man sehe nur mit dem Herzen gut, so gilt auch für Matthias Olbrich, dass er nur aus der Stimme seines Herzens heraus so zu malen versteht. Das macht neugierig auf einen Mann, der seit den 80er Jahren immer öfter die Kamera aus und dafür den Pinsel in die Hand nahm. Möglicherweise, um all das vielfältig Erlebte, das was eingeschlossen, ja eingebrannt ist und im tiefsten Gedächtnis seiner Seele ruhte, hervorzuholen, herauszulassen.
Es scheint, als habe sich eine Schleuse geöffnet, die den Künstler unaufhaltsam seine burleske und frivole Gesellschaft gebären lässt – faunisch anmutende, lüsterne Fabelwesen: provokant, schamlos, verlockend und betörend, doch auch feinselig und geschlechtsfixiert. Was den Betrachter, der sich in dieses surrealistische Drama um Einsamkeit und Verlorenheit hineinbegibt, möglicherweise erschauern lässt. In jedem Fall überrascht sein Reigen des „tanzenden Absurden“, wenn der Betrachter mit clowneskem Augenzwinkern einen Künstler entdeckt, der die Schamgrenzen nicht einzuhalten gedenkt und den Zuschauer aufzufordern scheint, in die von offenbarten Abgründe mit hinabzusteigen. Man spürt Brodelndes und Urgewaltiges, aber auch Liebessehnsucht im Verborgenen.
In seinen neueren Werken zeigt sich ein Wandel zur Leichtigkeit, die im aquarellen Farbenrausch die lachenden Fabel-Kobolde zur Hymne an das Leben aufruft. Dies stimmt versöhnlich, doch Olbrisch bleibt sich auch hier treu und unterwirft sich keiner Regel oder Beeinflussung. Er will sein Innerstes nach außen kehren, emotional und exzessiv – das ist Matthias Olbrisch, ein Künstler, der berührt – was will Kunst mehr!